Lieber Wandler*innen
Im Endspurt zum Jahresende möchte ich uns mit dem Monatsthema „Wertschätzung als Schlüssel“ die Gelegenheit schenken, uns doch hin und wieder mal zurückzulehnen, einfach mal bewusst zu atmen,
innezuhalten, um das, was uns wirklich wichtig ist, zu schätzen und zu genießen. Das geht für die meistens einfach besser, wenn wir (kurz) anhalten ;-) auch wenn es sicher Lebens-Künstler unter
uns gibt, die im Fluss der Bewegung ihre größte Erfüllung finden.
Gemeinsam mit euch und Ihnen möchte ich uns bewusst machen, welche Geschenke im Wert SCHÄTZEN selbst liegen, was ja offensichtlich scheint. Da wundert es mich, dass es doch noch so wenig
praktiziert wird, eben weil dem so wenig Wert beigemessen wird, weil Leistung Mehrwert bedeutet. Oft kennen wir aus unserer Kindheit, von Zuhause oder auch aus der Schule nur den Lob und Tadel,
also eher das Be-werten und Urteilen. Denn bisher ist/war unsere Gesellschaft leistungsorientiert. Das ändert sich gerade und wir sind mittendrin im Transformationsprozess unserer Systeme,
privat, ganz persönlich, wie auch gesellschaftlich, wirtschaftlich…
Doch was bedeutet Werteorientierung?
Was Werte überhaupt sind, wird nicht vermittelt, werden nicht expliziert benannt oder bewusst gemacht. Und wenn doch, welche sind das?
Unsere Vorbilder im Elternhaus, in der Schule, in unserem Umfeld hatten Werte, die uns heute eigentlich nicht mehr dienen. „ Du musst pünktlich sein. Haste nichts, biste nichts. Ohne Fleiß keine
Preis, du musst besser sein, als die anderen, sonst bringst du es zu nichts…“ Konkurrenz und Mangelbewusstsein wurden damit gefördert (zumindest hier im Westen). Unser Fokus war auf unser Außen
gelenkt, auf Leistung, auf Fleiß oder gar Gehorsam, auf Durchhalten, auf Macht und bloss keine Schwäche zeigen. Wenn wir Glück hatten, war da doch auch Liebe, Vertrauen, Familie…aber welchen Wert
hatten sie schon innerhalb der Leistungsgesellschaft? So bildete sich eine Ellenbogengesellschaft, die miteinander konkurrierte und seinen (Selbst-)Wert über sein Tun und seine Erfolge bildet.
Wie könnten wir da einfache Situationen (die Sonne scheint, ein Vogel singt…) oder gar das schlichte SEIN wertschätzen? Wir haben das nie gelernt. Wir tun dabei ja nichts. So wurde das Sein
belächelt oder in eine buddhistische Schublade geschmissen. Klar, können wir das genießen, aber dass das wirklich was wert ist, außer eben dieser kleine Augenblick … dazu fehlt dann doch noch
etwas.
Ich gestehe, ich habe echtes Wertschätzen auch erst ca. vor 20 Jahren bewusst kennen gelernt. Darüber staune ich noch heute. Es kam durch eine amerikanische Frau in mein Leben, die in unseren Gesprächen immer wieder betonte. „I appreciate that“. Wovon spricht sie nur? fragte ich mich damals. Ich sah im Dictionary nach: wertschätzen. Aha. Wie wendet man das an? Ich schätze das Wert? Ich wertschätze das? Ich gestehe, es war mir völlig fremd. Zumindest das Wort und die Bewusstmachung….und damit letztendlich auch die Kraft des Wertschätzend. Denn das Wertschätzen ist transformierend. Davon war ich damals aber noch weit entfernt. Ich fing gerade erst an, aufzuwachen und mir bewusst zu werden, wer ich bin und mir tiefe Gedanken zu machen, was ich wirklich wirklich will, was der Sinn des Lebens und meine Rolle darin ist. Welche Glaubensmuster mich geprägt haben, und wie ich mich von ihnen befreie. Ohne mir damals schon bewusst zu sein, fing ich an, wertzuschätzen, was mich zu dem gemacht habt, die ich heute bin. Lernte das Scheitern anzunehmen und die Kraft und Liebe darin zu sehen und zu fühlen, die es braucht, um immer wieder aufzustehen, es weiter zu versuchen. Ich begriff, dass der Mangel, mit dem ich aufgewachsen bin, mir große Potenziale schenkte, mich zu entwickeln und zu entfalten, ja über mich hinaus zu wachsen. Dennoch dauerte es immer noch eine Weile, bis ich entdeckte, das ich mir trotz der liebevollen Wertschätzung meiner Erfahrungen, ich mir immer noch selbst erzähle, ich sei ich im Mangel.
Wie komme ich in die Fülle, in die Erfüllung?
Was habe ich bisher noch nicht erkannt, gesehen? Was ist mein Blinder Fleck? Wo liegt ein noch größerer Schatz, dem ich bisher noch keinen Wert beigemessen habe? Schaue ich immer noch auf das,
was NICHT in meinem Leben ist? Also in dem Fall bin ich immer noch im Mangel, vielleicht sogar im Opfersein. Ich erlebte auf jeden Fall den Konflikt zwischen meinem Innen und Außen. Innen fühlte
und wusste ich, es ist alles da. Doch außen konnte ich das nur begrenzt erfahren. Hier stieß ich an Grenzen. Wieso kann ich, verdammt noch mal (sorry), die Schätze nicht außen finden? fragte ich
mich irgendwann wütend und frustriert.
Weil Frage und Antwort immer Hand in Hand ins Leben kommen, erfuhr ich, dass ich mir immer noch die alte Geschichte erzähle. Trotz Achtsamkeit, trotz Bewusstsein, hatte ich mein Selbst-Wert noch
nicht gesehen. Ich hatte mich gefunden, aber noch nicht erkannt, wie mein pures Sein, das einfach nur ist, verwandelt, wenn ich es wertschätze und einfach BIN. Dazu brauche ich einen lebendigen
Spiegel: Das Leben. So zeigt sich die Fülle durch das „ICH BIN“ als Ausdruck im Außen. Ich bin - …. Ich bin frei, Ich bin glücklich. Ich bin versorgt. Ich bin gesund…
Und hier fängt die Geschichte und mein Leben neu an.
Ich bin hier in diese Gruppe gekommen als sie noch „Wandel durch Wertschätzung“ hieß, was mich sofort begeisterte und ansprach, denn das fühle ich genauso. Wertschätzung bestimmt mein Leben. Für
mich ist es der größte und einfachste Schlüssel, um durch Wandlungsprozesse zu gehen und sogar Wandel sanft zu erzeugen. Durch Wertschätzung schaffe ich einen wohlwollenden energetischen Raum,
der mich und jeden anderen in seinem Sosein achtet, der Freiheit schenkt und weitere Türen, Potenziale einlädt. Es entsteht eine Beziehungskultur mit einem werteorientierten Fokus, der auf
Wachstum, auf Miteinander, auf Vertrauen ausgerichtet ist. In solch einem sicheren Raum (ohne Angst vor Verurteilung, vor Scham, vor Scheitern, vor Verlust, vor Ausgrenzung oder gar Trennung…)
kann sich jeder öffnen. Allein dieses Öffnen bewirkt eine positive Entfaltung, des sich Entdeckens und des Spielens. Wenn ich keine Angst mehr haben muss, Fehler zu machen, finde ich wieder
zurück zu meiner Kreativität und Herzenskraft. Ja, auch wieder dazu, mit dem Herzen zu sehen. Wenn ich mir selber wieder traue, finde ich meinen Selbstwert, meine Selbstachtung, mein
Selbstbewusstsein und entwickle eine neue Lebensqualität: Die Selbstführung. Sie ermächtigt mich, verantwortungsvoll mein Leben zu gestalten, meine Mitmenschen, ja alle Lebewesen zu achten, wert
voll anzuerkennen.
Als Führungskraft und auch als Vorbild schenkt mir Wertschätzung, die Fähigkeit, auch anderen einen Raum oder gar eine Bühne schaffen zu können, damit sie sich selbst wahrhaftig sehen und
erfahren. Jetzt entsteht ein veredelter Mehrwert. Denn hier liegt der Fokus nicht mehr auf Leistung, sondern auf dem Wert der Mitarbeiter oder meiner Mitmenschen. DAS verändert die
(Unternehmens)Kultur elementar! Was jetzt durch die Wertschätzung der Menschen entsteht, trägt immer einen WERT bei sich. So kann aus Wertschätzung eine völlig neue Art von Wertschöpfung
entstehen. win-win-win…
Ich freue mich auf regen Austausch, auf all eure Werte und Schlüsselerlebnisse, eure Schätze, eure Geschichten, eure Erfahrungen, persönlich oder beruflich. Und ich freue mich sehr, gerade im
Dezember, nach all den wilden letzten Monaten voller Veränderung, mit Ihnen/Euch gemeinsam unseren Fokus auf Wertschätzung und auf Erfüllung zu legen. Besondere Geschenke einzusammeln. Geschenke,
die aus unseren Herzen kommen. Ist das nicht eine schöne Einstimmung auf die Vorweihnachtszeit?
Uns allen einen besinnlichen ersten Advent
eure Susanne
P.S. Dieser Beitrag erschien in meiner geschlossenen XING-Gruppe "Mensch im Wandel"
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