Wenn wir in den Spiegel schauen, ich meine den großen, die Welt, die uns umgibt, was sehen wir darin? Welche Rolle(n) spielen Sie? Erkennen Sie sich da überhaupt noch?
Wenn ja, gefällt Ihnen, was Sie sehen? Wenn nein, was glauben Sie, wer oder was kann daran etwas ändern?
Vor Hintergrund der massiven Veränderungen und des umfassenden Bewusstseins-Wandels mit Digitalisierung, Beschleunigung, Komplexität, Überforderung, Werteverlust, Ohnmacht, Aggression in unserer
Wirtschaft, unseren Systemen, in unserer Gesellschaft stellt sich mir die Frage: In welcher Welt will ich leben? Was müssen und können wir integrieren, um unser Leben und unsere Zukunft so zu
gestalten, dass wir wieder unsere Ruhe und Kraft finden, und uns besinnen können, was wirklich wichtig für uns im Leben und im Zusammenleben ist.
Was brauchen wir, um das Neue anzunehmen ohne uns dabei aufzugeben?
Schauen wir uns eins der größten Veränderungstreiber an: den Arbeitsmarkt. Ein völlig neues Setting erfordert mehr als nur Umdenken. Das ist der Anfang. Ja, aber meiner Meinung nach braucht es
auch eine neue Identität. Der Arbeitsmarkt, der jetzt in einer großen Transformation ist, erzeugt zurzeit große Verunsicherung durch radikale Veränderungen der Arbeits- und Rahmenbedingungen.
Nicht nur immer höhere Ausbildungs-Anforderungen, sondern auch ein Jugendwahn, der sozial unverantwortlich ist, gerade bei Zunahme der älteren Generation, die eigentlich noch aktiv im
Arbeitsleben stehen will und muss. Es gibt auch schon länger keine langfristigen Beschäftigungsverhältnisse mehr. Projektarbeit ist Usus, kurzfristige, interdisziplinäre Zusammenarbeit wird
rapide zunehmen, fixe Arbeitsverhältnisse werden wohl nur noch selten zu finden sein. Welche Auswirkungen das auf zukünftige Geschäftsmodelle haben wird und wie sich zB auch das Arbeitsrecht
anpassen und verändern muss, will ich mir hier noch gar nicht weiter ausmalen. Und welche Konsequenzen das für unseren persönlichen Lebensstil, unsere Werte und soziale Absicherungen haben
wird…
Puh. Ja. Aber es nutzt nichts wegzuschauen. Das Problem will liebevoll betrachtet und gelöst werden ;-)
Wie gehen wir also damit um?
Das, was jetzt schon jeder spürt und weiß, ist, dass ein hohes Maß an Flexibilität und Veränderungsbereitschaft gefordert wird. Die Beziehungen zum Arbeitgeber - und auch umgekehrt zum
Arbeitnehmer - werden immer kürzer. Hier verschieben sich Loyalität und Identität mit dem Unternehmen auf das Projekt oder eine Marke. Das will nicht nur verstanden werden, sondern auch gelebt
werden. Ist mir das als Arbeitnehmer -angestellt oder selbständig- bewusst, ändert sich meine Haltung, meine Einstellung und ich kann mich in der „neuen Welt“ zurechtfinden, kann sie vielleicht
sogar lieben.
Doch was braucht es dazwischen? Wie entwickle ich ein Zugehörigkeitsgefühl zu dieser neuen Welt, zu dieser Zukunft, die mich vielleicht im Moment eher überfordert und ängstigt, unzufrieden oder
wütend oder gar ohnmächtig macht?
Wie kann ich mich diesem kollektiven Integrationsprozess annähern, wenn mir bewusst ist, dass es zwecklos ist, am Alten festzuhalten?
Macht es Sinn sich intensiv auszutauschen?
Ich finde ja. Der „Arbeitsmarkt“ als solcher ist natürlich sehr abstrakt, aber wer steckt dahinter? Unternehmer sind nicht die einzigen, die den Markt und unser Wirtschaft und unsere
Beziehungskultur gestalten und prägen. Arbeit-Nehmer und -Geber sind ein untrennbares Paar. Beide tragen Verantwortung. Das Problem scheint u.a. darin zu liegen, dass die Identifikation mit den
Rollen sich zu einem deutlich ungleichen Machtverhältnis entwickelt haben. Mut zu haben, diese alten und gewachsen Rollen abzustreifen und sich neu zu finden, neu zu definieren gehören für mich
zu einem der Kernaufgaben.
Diese Verschiebung der Machtverhältnisse findet ja auch schon statt. New Work bringt ja eine Auflösung von Hierarchien, flexiblen, fluiden Strukturen und Übertragung von Selbst- und
Mitveranwortung mit sich. Diese Agilität macht vielen Führungskräften Angst und verunsichert dadurch auch sein Umfeld. Es findet also nicht nur Veränderung auf Arbeit-nehmerseite statt, sondern
auch auf Unter-nehmerseite. Beide Seiten werden gefordert sich von innen her zu ändern. Diese Transformationsprozesse haben sie gemeinsam: Rollen und Aufgabenbereiche werden neu definiert, neu
ausgerichtet, manche verschwinden völlig, andere entstehen neu. Schwerpunkte verschieben sich von einer arbeitszentrierten zu einer lebenszentrierten Umgebung. Das hört sich für mich interessant
an.
Können wir uns da gemeinsam unterstützen, z.B. indem wir uns zuhören, verstehen lernen, Raum schenken?
Was meinen Sie?
Was können und müssen wir integrieren, um uns als „Gemeinschaft im Veränderungsprozess“ wahrzunehmen. Um die scheinbar fremde und bedrohliche Zukunft gemeinsam und bewusst zu gestalten. Wie
können wir Integration als Schlüssel einsetzen, um gemeinsam und mitverantwortlich unsere persönliche wie gesellschaftliche Identität weiter zu entfalten? Vielleicht uns sogar als gemeinsamer
Organismus wahrzunehmen…
Ist es nicht eine wunder volle Chance, dies gemeinsam zu entdecken und zu erleben?
Kommen wir ins Gespräch? Gestalten wir zusammen unsere Zukunft? Sind Sie dabei?
Ich freu mich darauf und wünsche Ihnen erstmal ein inspirierendes Wochenende
Ihre Susanne Barth
Blogfoto: Bild von MW auf Pixabay
Kommentar schreiben